Erschienen in: ff-Gesundheit
„Herr Doktor, jetzt sehe ich es ein und ich danke ihnen, dass sie mir meine Zähne gerettet haben“
Ein Interview mit dem in Sand in Taufers ansässigen Zahnarzt Dr. Ivan Tresnak über Südtiroler Ansichten, Vorbilder und den Alltag in der Praxis
FF: Seit 14 Jahren arbeiten sie nun als niedergelassener Zahnarzt in Südtirol, waren vorher in der Tschechischen Republik und in Deutschland tätig. Unterscheidet sich die Arbeit in Südtirol zu den anderen Ländern?
Dr. Ivan Tresnak: Das kann ich von meiner heutigen Sicht gar nicht mehr sagen. Es ist doch ein gewaltiger Unterschied zwischen meiner Arbeit vor fünf Jahren und dem heutigen Tag. Die Zahnheilkunde entwickelt sich stets und ändert ihr Gesicht fast jeden Tag. Wir arbeiten zurzeit an Zahnerhaltungskonzepten, die man mit jenen von vor 14 Jahren nicht vergleichen kann. Die Zahnheilkunde selbst ist eine Herausforderung und Lebensaufgabe, die Fächer die ich mir für meine Spezialisierung ausgesucht habe, die Implantologie und die Parodontologie, haben durch die regenerativen Methoden, die man nun einsetzt um verloren gegangenes Gewebe wieder zu bekommen, unsere Arbeit von Grund auf verändert. Einfach gesagt, verlangt die Zahnheilkunde von uns Zahnärzten den gleichen 100 %-igen Einsatz wie vor 14 bis 20 – oder 40 Jahren, egal, ob Sie in Prag, Bonn oder Sand in Taufers arbeiten. Insofern hat sich nichts für mich verändert.
FF: Sind die Südtiroler aus Ihrer Sicht gesundheitsbewusster?
Dr. Ivan Tresnak: Die Südtiroler haben in den letzten 14 Jahren einen riesigen Schritt in Richtung Zahnbewusstsein gemacht. Als ich gekommen bin, hat man reihenweise karieszerstörte Bisse zu Gesicht bekommen, die komplette Sanierungen nach sich gezogen haben und oft mit multiplen Extraktionen angefangen haben. Dieses Bild hat sich grundlegend verändert. Nicht nur die Sanierung, sondern vor allem die Prophylaxe und der neuen bewussten Generation der jungen Eltern ist es zu verdanken, dass es heutzutage mit der Zahngesundheit in Südtirol ganz anders bestellt ist. Ich wundere mich immer wieder über diese durchlebten Änderungen. Ich betreibe meine Praxis im ländlichen Gebiet und wenn Patienten kommen und von mir verlangen ihnen den Zahn zu retten, sehe ich die neue Qualität. Es ist selbstverständlich, sich einen „Recalltermin“ zu machen, oder eine „professionelle Zahnreinigung“ zu bestellen. Für viele Patienten ist präventiver Besuch beim Zahnarzt Teil des Alltages geworden und insofern kann ich sagen, dass das heutige Zahnbewusstsein der Südtiroler durchaus mit dem restlichen Europa vergleichbar ist.
FF: Was ist die größte Herausforderung im Praxis-Alltag?
Dr. Ivan Tresnak: Ich habe meinen Beruf immer mit den Inhalten der Berufung gemessen. Das gleiche verlange und erwarte ich von meinen Mitarbeitern. Der Erfolg einer Praxis ist heutzutage durch das Team definiert, die Zeit der großen Männer in weißen Kitteln ist endgültig vorbei. Das Team muss mitdenken, engagiert sein und sich aufrichtig und mit vollem Elan für jeden Patienten einsetzen. Das ist zwangsläufig meine größte Herausforderung und ich glaube fest, es wächst mir seit drei Jahren solch ein Team zusammen.
FF: Über welche Überzeugung haben Sie sich am meisten gefreut?
Dr. Ivan Tresnak: Die Ärzte schwören einen hypokratischen Eid. Dieser besagt unter anderem, dass man nie und unter keinen Umständen bewusst den Patienten schadet. Wenn bei mir ein Patient mit der Bitte kommt, ihm Zähne zu ziehen, die einer totalen Prothese Platz machen sollen und zwischen diesen sich durchaus gesunde Zähne befinden, gilt es, den Patienten zu überzeugen von dieser Absicht Abstand zu nehmen. Wenn mir so etwas gelingt, bringt es die meiste Genugtuung. Und wenn mir dann der Patient nach ein paar Jahren sagt, „Herr Doktor jetzt sehe ich es ein und ich danke ihnen, dass sie mir meine Zähne gerettet haben“, ist dies das höchste Erlebnis.