Erschienen in: Die Südtirolerin
Der Mensch, sein Mund und die Zähne sind ein großes Thema. Die Allgemeinmediziner können oft nicht glauben, warum wir Zahnärzte so viel Wissenschaft um 32 Zähne machen. Ist es auch deshalb, weil die Zähne den Patienten das tägliche Leben leicht und glücklich, schwer und problematisch, schmerzhaft oder einfach unangenehm machen? Vielleicht! Zähne sind wichtig und polarisieren die Gemüter. Die Anlehnung an die humane Medizin tut den Zahnärzten gut. Die Mundgesundheit hat massive Auswirkungen auf unser da sein: und das ist die echte Herausforderung unseres Lebens; nicht das, was Herr Berlusconi nach seinem 14 stündigen Arbeitstag im Schlafzimmer macht.
Am Anfang ist es so, wie mit allen unseren Organen. Die Natur mach die Hausaufgaben exzellent: gibt uns zuerst 20 Milchzähne und danach 32 bleibende, wunderschöne, gesunde Zähne. Haben Sie eigentlich schon mal überlegt, wie schön die frisch durchgebrochenen Zähne sind? Mit welcher Begabung sie die Natur modelliert hat? Schauen sie doch mal in den Mund Ihrer Kleinen! Bei Neugeborenen sind alle Zähne gesund, können manchmal fehlstehen, aber sind gesund. Das einzige, was vielleicht individuell unterschiedlich zwischen einzelnen Patienten ist, dass der Zahnschmelz unterschiedlich dick ist. Die Schmelzschicht wirkt wie ein natürlicher Schutzmantel. Zwei Patienten mit unterschiedlicher Schmelzdicke bekommen beide Probleme mit Karies, wenn sie die Zahnbürste ignorieren, nur unterschiedlich schnell.
Ich habe mir überlegt, in Angesicht der Hunderte von Begegnungen mit meinen Patienten, eine Zahnbibel zu verfassen. Sozusagen ein Wegweiser für diejenigen, die das Gefühl haben, sie können nicht das Schicksal in die eigene Hand nehmen. Nur welcher Wegweiser läuft schon den ganzen Weg mit uns? Was man kapiert, setzt man unbedingt für sich um. Was man nicht versteht, kann man immer noch als Ratschlag an die Anderen weitergeben. Auch die Mundgesundheit hat was mit der Lebenskompetenz zu tun. Sand in Taufers hat die Auszeichnung „Schönstes Dorf in Europa 2008“ bekommen. Wäre schön, die Gesundheit und Lebenskompetenz hierzulande auch als Schulfach einzuführen und damit eine europaweite Primus Rolle einzunehmen.
Hier sind meine 10 Gebote für die Zahngesundheit.
- 1. Gesunde Ernährung,
Hören Sie bitte auf die Signale die Ihnen Ihr Körper sendet. Er tut es unermüdlich und fortlaufend, dankt, mahnt und betet! Ist doch so einfach: nimm nur so viel zu dir, was du auch dann ausgeben kannst, nichts, was im Magen liegt und schlechte Laune macht. Die Kalorien, die man braucht, hängen mit der Summe der Fortbewegungen, Übungen und Arbeit, die Sie am Tag leisten, zusammen. Ein übergewichtiger tschechischer Schriftsteller hat geprägt: „Friss die Hälfte“. Leider hat er es zu spät für sich entdeckt und starb im jungen Alter von 70 Jahren.
„Das Leben ist leicht. Wir wissen’s bloß nicht“, sagt der Deutsche Arzt und Fitnesspapst Strunz, der neulich die Kohlenhydrate gänzlich aus seinem Speiseplan gestrichen hat.
- 2. Zucker, zuckerfreie Kaugummis und Bonbons, Süßigkeiten in Maßen genießen
Zucker scheint zur Gefahr Nr. 1 zu avancieren und das nicht nur für die Zähne. Hoher Blutzuckerspiegel erhöht das Risiko für Brustkrebs bei Frauen wie für Pankreas- oder Prostatakrebs bei Männern. Erhöhter Blutzucker bei Diabetikern oder Übergewichtigen führt öfters zu Krebs. Jetzt weiß man, dass Zucker auch normalgewichtige Menschen gefährdet. Gleich wie die aggressiven Krebszellen ausschließlich von Zucker leben, ernähren sich auch die Bakterien des Zahnbelages. Sie konsumieren 30-mal mehr Zucker als gesunde Zellen. Ich plädiere für die Mäßigkeit des Zuckerkonsums bei den Erwachsenen und knallharte Kontrolle bei den Kindern. Da der Zuckerverzehr das Nervenkostüm kaputt macht, züchten wir uns eine neurotische Generation von ausrastenden Kindern heran.
- 3. Zähne putzen – Zähne reinigen
Es scheint notwendig, in der deutschen Sprache diese zwei Ausdrücke zu verwenden, wobei man die Zähne zwei bis dreimal oder sogar nach jedem Essen putzen kann. Was man aber nicht versäumen darf, ist die Zähne mindestens einmal pro Tag wirklich sauber zu machen. Dafür behält sich die deutsche Sprache das Wort reinigen vor. Der Zahn hat 5 Flächen und wenn dieser plaquefrei ist, ist er sauber und wir haben den mindesten 36 stündigen Zyklus, der Entstehung und Reifung eines Zahnbelages, unterbrochen. Nun haben wir alle Zahnbürsten zur Verfügung, die voll und ganz den neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft entsprechen und die Industrie und der Wettbewerb sorgen dafür, dass sie billig sind und somit für jeden erschwinglich.
Was man beachten muss, sind die sogenannten Indikatorborsten, die meistens als kleine Borsten in der Mitte des Zahnbürstenkopfs zu finden sind. Diese Bürsten verlieren mit der Häufigkeit der Anwendung an der satten blauen Farbe und werden heller und heller. Der Vergleich der Indikatorbürsten sagt dem Inhaber, dass die Zahnbürste ausgedient hat. Wenn man bei der Mundpflege alles richtig macht, muss man alle 2 – 3 Monate eine neue Zahnbürste besorgen. Wichtig ist auch, dass man in Bezug auf die bevorstehende Grippewelle, die eigene Zahnbürste von anderen Familienmitgliedern fernhält, denn selbst, auch dann, wenn man die Bürste gründlich abspült, bleiben daran Erkältungsviren haften, was neulich einige Studien nachgewiesen haben. Benutzt man so eine Zahnbürste gemeinsam kann man auch die restlichen Familienmitglieder anstecken. Man empfiehlt so eine Bürste, nachdem die Grippe abgeklungen ist, oder auch bei einer ausgeheilten Herpesinfektion oder einer akuten Zahnfleischentzündung lieber zu entsorgen.